Federrupfen



Eines der hartnäckigsten Gerüchte, welches sich über Zwergwachteln hält, ist „Ein kahler Rücken bei Zwergwachteln ist ganz normal“.
Das stimmt natürlich nicht. Federfressen/-Rupfen ist eine Verhaltensstörung wessen Ursachen viele verschiedene Gründe hat, welche man aber mit ein wenig Aufwand beheben kann. 

Warum Federrupfen kein normales Verhalten ist: Ersteinmal zeigt es einfach das die Tiere mit irgendwas absolut nicht einverstanden sind, das sie irgendetwas enorm stresst oder sie mit ihren Lebensumständen nicht glücklich sind. 
Ein vollständiges Federkleid ist für jede Art von Vogel, Huhn, Hühnerartige und Hühnervögel essentiell wichtig. Es bietet Schutz vor Kälte und Nässe, Schutz vor Sonnenbrand, hilft bei der Partnerwahl, wird zur Tarnung benutzt und kann beim Abwerfen der Federn auch einen gewissen Schutz vor Raubvögeln bieten. Einem Tier welchem das schützende Federkleid fehlt wird im Winter sehr viel mehr Energie zum Warm halten benötigen wie normal, andere Körperliche Normalitäten werden runtergeschraubt und die Gefahr zu erfrieren ist damit sehr hoch, zudem steigt der Bedarf an Futter enorm an. Gerupfte Tiere nehmen zudem im Winter stark ab, da sie die meiste Energie ins warm halten stecken und sie mit fressen kaum nachkommen was sie dem Tod noch ein Stück näher bringt. Für die Produktion neuer Federn verbraucht der Körper viele Mineralien/- Proteine welche dem Tier dann zum Beispiel für die Eiproduktion, das warm halten, das funktionieren der Organe fehlt. Wenn dieser Mangel über einen längeren Zeitraum besteht kann dies zu  Legenot, Mangelerscheinungen, Gewichtsabnahme, Organversagen, Windeier und porösen Knochen führen. Im schlimmsten Falle zum Tod. Nicht immer sind dies die Folgen oder Gründe. 

 
Diese Verhaltensstörung lässt sich nur bei in Gefangenschaft gehaltenen Tieren beobachten. Auch bekannt ist dieses Verhalten bei Hühnern, diversen anderen in Volieren gehaltenen Vögeln wie zum Beispiel dem Wellensittich. 
Gründe für dieses Fehlverhalten speziell bei Zwergwachteln gibt es wie schon Erwähnt viele. Auch bei Paarhaltung kann dieses Verhalten auftauchen. Es ist auch ein Trugschluss zu denken, dass die Tiere glücklich sind weil sie aus der Hand fressen oder zusammen kuscheln, es bedeutet nicht das sie zufrieden sind. Es bedeutet lediglich das sie sehr verfressen sind und das sie sich ihrem natürlichen Bedürfnis nach Schutz und Nähe zusammen setzen. Dieses Denken ist einfach sehr menschlich, wer stress hat, unzufrieden ist oder langeweile hat würde ja nicht aus der hand fressen,  passt aber leider nicht auf das Tier. Zwerge fressen trotzdem weiter aus der Hand, brüten auch oder kuscheln weiterhin miteinander. 
 
Nun möchte ich die Gründe fürs Feder fressen für euch aufschlüsseln, damit ihr wisst wonach ihr Ausschau halten müsst:

Stress
Stress kann in vielen verschiedenen Formen auftreten und hat für jeden andere Ursachen. Nicht für jeden bedeutet die gleiche Situation Stress.
Bei Zwergwachteln kann ein zu kleines Gehege oder eine Haltung ohne Bademöglichkeit stress bedeuten. Ebenso Gruppenhaltung oder Haltung mit anderen Tierarten. Auch ein Gehege ohne oder mit wenig Versteckmöglichkeiten bietet großes Stresspotenzial.
Bei scheuen Tieren bedeutet viel Bewegung vor dem Gehege großen Stress. Das Feder rupfen wird in diesem Fall als Stressbewältigung/- stressabbau genutzt. 

Unzufriedenheit
Auch Zwergwachteln können mit ihren Lebensumständen unzufrieden sein. Sie können unzufrieden mit ihrem nicht selbst ausgewählten Partner sein, sich an anderen Artgenossen stören, Eifersüchtig auf eine andere Henne oder einen anderen Hahn werden. Sie können auch nach Jahren noch die Scheidung einreichen wenn sie ihren Partner nur tolertiert haben und er/-sie nicht der richtige Wahl für eine lebenslange Einehe war. 

Mangelerscheinung
Wenn ein Mangel an Calzium besteht kann es passieren das das Tier versucht diesen durch Feder fressen wieder auszugleichen, das ist aber ein Grund welcher sehr selten zutrifft und auch nicht wissenschaftlich belegt ist.

Langeweile
Wenn Zwergwachteln jeden Tag das selbe sehen, sie immer das selbe eintönige Futter erhalten, sie nie abwechslung im Bodengrund haben und keine Beschäftigung erhalten kann es schnell passieren das sie sich langweilen und sich selbst eine Beschäftigung in Form von rupfen suchen. 

Hoher Bruttrieb
Eine Henne welche gerade Küken hat und für sich beschließt das es nun Zeit für die nächste Brut ist, wird beginnen ihre Küken nicht mehr ordentlich zu führen und sie irgendwann auch zu rupfen. Bei dieser Henne ist der derzeitige Bruttrieb zu hoch und sie nimmt ihre Küken als Belastung/- Stressindikatoren wahr, sie wird geginnen ein neues nest zu belegen. Wenn ihr die Tiere jetzt beieinander lasst kann es passieren das die Henne sogar die küken tötet. 

Pupertät
In der Pupertät spielen bekanntlich die Hormone verrückt. Auch ist der Fortpflanzungstrieb gerade dann sehr hoch, was manchmal zur Folge hat das die Tiere ihre Geschwister rupfen oder angreifen. 


Bei all diesen verschieden Gründen ist es manchmal schwer die Ursache für dieses Verhalten heraus zu finden. Vorallem weil man seine Haltung dafür auch einmal in Frage stellen muss. Haben sie alles was sie brauchen? Genug Platz und genug Verstecke? Bekommen sie das richtige Futter? Sind sie zufrieden mit dem Partner? Haben sie genug Beschäftigung? Habe ich vielleicht zu viele Tiere?  
Das sind alles Dinge die man sich dann fragen sollte. Rupfen kommt übrigens auch bei den besten Züchtern einmal vor. Auch bei mir 😉

Das wichtigste jedoch ist das man etwas dagegen tut. Den ein Tier welches das Rupfen einmal angefangen und daran geschmack gefunden hat, wird dies immer weitermachen. Gerade bei Gruppenhaltung schauen sich die anderen Tiere dieses Verhalten dann ab. Gerade weil es wie eine Art stressabbau fungiert. Deshalb ist schnelles Handeln wichtig.
Zwerge die dieses Verhalten nämlich schon lange zeigen und immer die Möglichkeit hatten andere zu rupfen, wird man schwer wieder davon wegbekommen. Bzw. werden solche Tiere bei jeder Stresssituation wieder auf dieses erlernte Verhalten zurückgreifen. Ebenso ist es für das betroffene/- gerupfte Tier schlimm, denn irgendwann werden keine neuen Federn mehr nachwachsen…

Also tut euren Tieren den gefallen und setzt sie für mindestens zwei-drei Wochen einzeln. Damit der Rupfer vergisst wie gut Federn schmecken und damit das gerupfte Tier die Chance hat wieder ein vollständiges Federkleid zu erlangen (Bitte nicht den Fehler machen und sie zusammen setzen, wenn die Federn noch neu sind, wartet bis alles vollständig ausgebildet ist).
Dann ist es noch wichtig an der Ursache zu arbeiten. Also zum Beispiel mehr Struktur und Verstecke, verschiedene Bodengründe, eventueller Partner wechsel, Stressfaktoren minimieren(Umgebung), für Abwechlung und Beschäftigung sorgen. Dann werden eure Zwerge das Rupfen auf Dauer einstellen. 
Ich weiß das das mitunter viel zusätzliche Arbeit und Zeit bedeutet, trotzdem solltet ihr nicht aufgeben. 

Bei Tieren welche schon über einen sehr langen Zeitraum( z.Bsp.: halbes Jahr oder länger) andere Rupfen, ist aber leider in der Regel jede Mühe sinnlos. Da dieses Verhalten schon so zur Gewohnheit geworden ist, dass sie es selten wieder einstellen können. Hier wurde einfach viel zu spät gehandelt. Trotzdem sollte man einem Versuch wagen, damit die Tiere ein friedliches Leben führen können. 

Nadine Lingen
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