WAS IST ARTGERECHT?

Artgerecht bedeutet, auf die natürlichen Lebensbedingungen der jeweiligen Tierart einzugehen und auf die Verhaltensformen der Tiere Rücksicht zu nehmen. 

Wie definiert sich das für uns? 
Es bedeutet Lebensqualität und Wohlbefinden. Mit diesen zwei Wörtern kann jeder etwas anfangen. 

Wenn wir uns wohl fühlen sind wir entspannt, ausgeglichen und wir selbst. Wir haben wenig bis keinen Stress und fühlen uns in unserer Umgebung wohl.
Wenn wir eine hohe Lebensqualität besitzen dann sind wir Gesund, haben Sicherheit, eine gute Qualität unserer Umwelt, Bildung, Mitspracherecht etc.
Also alles Dinge die man sich für sich selbst wünscht. Wenn man dies auf Tiere überträgt ist es einfach heraus zu finden was diese benötigen um genau dies zu bekommen.

Beispiel 1: Zwergwachteln scharren unglaublich gerne im Untergrund herrum. Demnach wäre es artgerecht ihnen diese Möglichkeit in Form von verschiedenen Untergründen zu bieten. Die Tiere auf Gitter zu halten wäre somit nicht artgerecht.

Beispiel 2: Zwergwachteln leben monogam, sie auf kleinem Raum in einer Gruppe zu halten wäre mit viel Stress verbunden und somit nicht artgerecht. 

Beispiel 3: Zwergwachteln leben geschützt in Wiese und Unterholz. Sie sind von Natur aus eher scheu. Sie in einer kahlen Voliere zu halten, wäre somit nicht artgerecht.

Bedürfnisse: Schauen wir uns mal die Bedürfnisse und den natürlichen Lebensraum der kleinen Federbälle genauer an. In freier Wildbahn leben sie während der Brutsaison in dichtem Grasland, wo sie sich ein Revier ausgesucht haben, dort findet man zwischen dem Gras schmale Tunnel in denen sie herrumlaufen. Auch bewohnen sie dichtes Unterholz und kleine mäßig freie Flächen. Dort bauen sie ihre Nester. Geschützt vor fremden Blicken und doch soweit einzusehen das sie schnell fliehen können. Hennen die noch keinen geeigneten Nistplatz gefunden haben, legen ihre Eier verteilt an verschiedenen Stellen ab um sie dann zusammen zu rollen. Dies dient dem Schutz der Eier. Nicht jede Henne tut dies, viele legen sie an einem Platz ab. Dann bebrütet die Henne die Eier für ca. 16 Tage. Der Hahn hält sich währenddessen in der Nähe auf oder sitzt auch mal mit auf den Eiern. 
Während der Brutzeit sind sie dann in kleinen Familien Gruppen anzutreffen. Nach dem Schlupf verlässt das Paar mit seinen Küken das Nest, sogenannte Nestflüchter.
Jedes Paar hat sein eigenes Revier welches sie gegen Konkurenten verteidigen, das Revier eines Paares kann bis zu 200qm groß sein. Zwergwachteln ziehen ihre Jungen gemeinsam auf, sie wärmen und schützen ihre Küken, zeigen ihnen was fressbar ist und was nicht. Sie leben solange in diesem kleinen Familienverband bis die jungen Geschlechtsreif werden, dann verlassen sie das Revier ihrer Elterntiere. Ihr Alltag besteht aus: suchen und scharren nach Körnern, fangen kleiner insekten, Nester bauen, Wege festigen, Revier ablaufen, Baden in der Erde, ab und an mal in Deckung gehen und im Notfall fliegen sie auch auf. Im Grunde genommen ein recht friedliches, bewegungsfreudigen Leben.
Wir lernen also das Zwergwachteln eher geschützt im Unterholz/- Wiesen leben, viele Versteckmöglichkeiten benötigen, einen Ort zum Baden brauchen, einen Boden zum Scharren benötigen und viel zu Fuß unterwegs sind.
Wie können wir dies nun für Zuhause umsetzen?
 

Im Grunde ist es nicht wichtig für welche Haltungsform man sich entscheidet, sondern was man daraus macht ☺️In der Volierenhaltung ist es etwas einfacher, lebensraum bietend natürlicher und auch größentechnisch artgerechter, man nehme viele Gräser und ungiftige Pflanzen, Erde und Sand und kann damit seine Voliere recht dicht bepflanzen/- gestalten sodass sie sich sehr wohl und geschützt fühlen. 
In der Innenhaltung kann man es sich aber fast genauso einfach machen. Egal ob in einer Voliere, im großen Terrarium, Stall oder selbst gebauten Gehege die Bedürfnisse bleiben schließlich die selben. Wenn man bei der Innenhaltung nicht die Möglichkeit hat den Untergrund zu bepflanzen kann man ganz einfach auf Baumrinde, Moos, Pflanzen in Töpfen, Gras Tunnel, Häuschen und andere Spielereien zurück greifen. Kunstpflanzen kann man auch verwenden, dabei sollte es aber im Verhältnis so natürlich wie möglich bleiben. Auch kann man sich im eigenen Garten bedienen, Hasel Zweige, Tannenzweige, Fruchtbaum Äste oder ähnliches wird als Versteck super angenommen, dabei ist zu beachten das Zwerge gerne das anknabbern was ihnen zur Verfügung gestellt wird. An Bodengrund sollte man den kleinen auch etwas Abwechslung bieten, das bringt Spaß und den Entdeckergeist der kleinen zum Vorschein. Buchenhack, Pinienhack, Kokosstreu, Leinstreu, staubfreies Kleintierstreu, Vogelerde, Laub und ähnliches sind in jeder Zoofachhandlung zu bekommen. Wichtig hierbei ist natürlich das Sandbad, dieses nutzen sie zur Gefiederpflege. Bei Innenhaltung sollte man dieses ab und an befeuchten damit das Gefieder schön geschmeidig bleibt. Denn in Wohnräumen ist die Luft oft sehr viel trockener wie draußen, vorallem im Winter. Feuchter Kokoshumus wird von Zwergwachteln gerne als Abwechlung zum baden genommen
.

Da Zwergwachteln ihr gesamtes Leben auf dem Boden verbringen, sollte man ein ausreichend großes Gehege zur Verfügung haben, damit sie ihrem natürlichem Laufdrang nachkommen können. Nur was bedeutet ausreichend groß? 
Es sollte definitiv mindestens 1-2qm aufweisen, kleiner würde ich persönlich sie nicht halten wollen und bei Zwergwachteln gilt je größer desto besser. Da sie ihrem Bedürnis herrum zu laufen nicht wirklich nachkommen könnten und sie in freier Wildbahn teilweise Reviere von bis zu 200qm bewohnen. 


Info: „Das gesetzliche Mindestmaß in Deutschland für eine Wachtel! beträgt ab einem Alter von sechs Wochen mindestens 0,032qm pro Tier (ein halbes DinA4 Blatt), das Gesamtmaß des Geheges muss mindestens 0,5qm aufweisen mit einer Höhe von 40cm.“  
Dies ist super eng bemessen und gilt eher für Wachtelmäster und Wachtelei Farmen. Es ist für die meisten Wachtelarten verfasst. Es gibt kein explizites Gesetz für chinesische Zwergwachteln. Ganz schön eng für meinen Geschmack und sollte für Hobbyhalter und Liebhaber dieser tollen Tiere nicht als Vorbild genommen werden. 


Wie messe ich nun die Grundfläche qm aus? Das ist super einfach. Ihr misst INNEN die Länge und die Breite eures/r Geheges/Voliere aus. Zum Beispiel 2,00m Lang und 0,70m Breit.
Nun multipliziert(Mal nehmen) ihr die beiden Beträge. Achtet dabei auf die richtige Komma setzung. Das Ergebnis ist dann eure Quadratmeter Anzahl.

Beispiel 1:  
2,00 x 0,70= 1,40 

das heißt eure Grundfläche beträgt 1,40 qm, das ist eng und doch ausreichend. 

Beispiel 2:  1.20 x 0,60= 0,72

eure Grundfläche läge bei 0,72 qm, schon ein bisschen sehr klein

...So lange Rede mit viel Sinn 😉, hier mal ein kleines Video bevor es weitergeht:


Jetzt haben wir schon einiges über diese tollen Tiere gelernt und kommen nun zum Thema:
Brauchen Zwergwachteln Beschäftigung um sich Wohl zu fühlen?

Die Antwort ist ja. Auch Zwergwachteln können sich Langweilen und wollen beschäftigt werden.
Die Folge von Langeweile kann das sogenannte Feder fressen sein. Es gibt etliche Gründe fürs Feder fressen, Langeweile zählt aber definitiv mit dazu, weshalb ich es erwähne. 
Damit die kleinen sich nicht langweilen braucht es nicht viel. Ab und an ein anderes Einstreu verwenden oder verschiedene Bereiche schaffen kann schon viel Spaß bedeuten. Es gibt viele verschiedene Einstreu Arten und auch etliches an Überstreu im Zoofachhandel oder im Internet. Sie können wunderbar darin scharren, lernen neues kennen, sind beschäftigt mit Entdecken. Moos und Erde (ungedüngt!) eigenen sich ebenfall super zum scharren, fressen und Nestbauen. 
Wohin gegen sich Gräser, verschiedene Hirsekolben, Kräutertöpfe, Kresse, Gooliewoog und Katzengras wunderbar zum selber zupfen eignen. 
Mit kleingeschnittenem, welches man Ausstreut, lässt sich auch eine wunderbare Beschäftigung schaffen. Dazu verwenden kann man Moon, Gammerous, kleingeschnittene Möhre, Gurke, Salat, rote Beete und anderes. 
Dabei unbedingt Beachten das es sich nur um Leckereien handelt und in geringen Mengen gegeben werden sollte. Ein bis zweimal die Woche reicht da völlig aus. 
 

Viel Spaß beim ausprobieren. Eure Tiere werden es euch danken 🥰

Weitere Infos findet ihr auf der Seite „Alle infos auf einen Blick“



Nadine Lingen
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